Freiburg setzt ein Zeichen
Sehr geehrter Herr Dr. Salomon,
vielen Dank für Ihr Schreiben vom 14. Mai. Trotz der offensichtlich etwas schwierigen Bedingungen für eine 55-tägige Sperrung des Rings in dem von uns vorgesehenem Zeitraum bedauern wir Ihre vollständige Ablehnung unseres Vorschlags.
Generell halten wir an unserer Position fest, dass die Stadt mehr für den Klimaschutz tun muss – und zwar gerade auch im Verkehrssektor, der durch die hohe Treibhausgasproduktion zu einem der wichtigsten Bereiche der Klimawandelproblematik gehört. Sie haben vielleicht Recht damit, dass der Verkehr nicht von heute auf morgen „verdampft“, wenn eine Straße gesperrt wird – aber so wie langfristig der Ausbau und Neubau von Straßen zu mehr Verkehr führt, zwingt die Sperrung von Straßen letztendlich auch die Verkehrsteilnehmer dazu, mehr andere Verkehrsmittel zu nutzen, um nicht im Stau zu stehen.
Und genau dies ist ja auch unser langfristiges Ziel – und sollte auch das einer an Klimaschutz ernsthaft interessierten Stadt sein: dass sich das Verkehrsverhalten der Bürger und hier in Freiburg besonders das der Ein- und Auspendler ändert. Nur so können wirklich Fortschritte im Klimaschutz erzielt werden. Dies setzt jedoch auch eine entsprechende Verkehrspolitik voraus: eine Politik, die nicht das bisherige Verkehrsverhalten der Bürger fördert und gesperrte Straßen durch Straßenverbreiterungen an anderer Stelle kompensiert, sondern die den Klimaschutz als entscheidendes Kriterium bei der Verkehrsregulierung begreift und entsprechend handelt. Deshalb bitten wir Sie, den Ausbau der Heinrich-von-Stephan Straße zu überdenken und die Verkehrspolitik allgemein verstärkt unter dem Gesichtspunkt des Klimaschutzes zu betrachten – ohne zuviel Rücksichtsnahme auf die Bequemlichkeit vieler Autofahrer.
Sie schreiben in Ihrem Brief, dass noch vor der Sommerpause der Klimaschutz und die erforderlichen Maßnahmen ein Thema im Gemeinderat sein werden und sagen uns Ihre Unterstützung für das Klimaschutzfest zu. Dürfen wir Ihre Unterstützung auch so verstehen, dass die Stadt verbunden mit diesem Klimaschutzfest auch tatsächlich ein Zeichen setzt für den Klimaschutz? Denn genau darum geht es bei dem Fest ja: Wir wollen eben nicht nur feiern, sondern konkreten Klimaschutz anstoßen. Mit dem Fest wollen wir viele Menschen erreichen und zum aktiven Klimaschutz motivieren. Dies hätte dann schon eine wesentlich höhere Glaubwürdigkeit und Signalwirkung, wenn auch die Stadt mit gutem Vorbild voran geht und im Zusammenhang mit diesem Fest ein deutliches Zeichen zum Klimaschutz setzt: mit einer konkreten Klimaschutzmaßnahme ein „Geschenk an das Klima“ macht. Nur im Zusammenhang mit einem solchen zeitnahen Klima-Geschenk der Stadt können wir uns die aufwendige Organisation des geplanten Klimaschutzfestes vorstellen. Symbolik allein reicht uns nicht!
In diesem Sinne hoffen wir, dass die Stadt Freiburg die einmalige Chance nutzt, ein großes Fest zeitgleich mit den weltweit stattfindenden Live-Earth-Konzertenzur Rettung des Klimas von (klima-)aktiven BürgerInnen geschenkt zu bekommen. Dieses entsprechende Signal wird der Ökohauptstadt weithin Anerkennungeinbringen, dass Sie es mit dem Klimaschutz ernst meint und so zu Recht Teil der weltweiten Klimaschutzbewegung im Zusammenhang mit Live Earth ist.
Als Kompromiss zu unserem ursprünglichen Vorschlag können wir uns eine verlängerte Sperrung ab dem 07.07.07 bis zur ohnehin vorgesehenen Ringsperrung, verbunden mit einer 55-tägigen Sperrung der Rempartstraße zwischen Tiefgaragenausfahrt und Ring-Kreuzung vorstellen.
Oder haben Sie einen Vorschlag, welches andere Klima-Geschenk mit ebensolcher oder noch höherer Signalwirkung die Stadt uns allen machen könnte?
Wir würden uns freuen, wenn Sie uns bis zum 8. Juni 2007, welches besondere Zeichen die Stadt für den Klimaschutz speziell im Rahmen des Live Earth-Klimaschutzfestes setzen möchte.
Mit freundlichen Grüßen
Klimabündnis Freiburg/VCD